Nun, auch wenn ich keine 500er Triumph wie die von Dylan in der Garage habe, Bob’s Musik läuft in meiner Werkstatt schon immer wieder mal. Da meine Werkstatt nun als solche genutzt werden kann, und das Jahr schon fortgeschritten ist, war eigentlich für die Motorräder die große Inspektion, die man im Winter macht, jetzt an der Reihe. Aber da lag seit Wochen eine Zeichnung für ein Plattenspielerbauteil, das ich für Erwin auf der Drehbank anfertigen sollte. Klein, puzzelig, mit Präzisionsanforderungen, die eigentlich meine Fähigkeiten überforderten und besser von einem Modellbauer auf einer Uhrmacherdrehbank hätten angefertigt werden sollen. Ich nahm’s als Herausforderung und machte mich an die Arbeit.

Wider Erwarten ist mir das Teil mit dem ersten Anlauf tatsächlich gelungen. Jedenfalls im Rahmen meiner Möglichkeiten. Meine Bedingung an Erwin: Die Abholung muss mit seinem Mini erfolgen. (Oder besser: dem seiner Frau.) Ein Mini war nämlich mein erstes und einziges Auto, mit dem ich echt Spaß hatte. Tatsächlich habe ich schon ernsthaft darüber nachgedacht, mir nochmal einen zuzulegen. Aber eigentlich hasse ich rostiges Blech und unter einem Auto liegend nach oben zu arbeiten, während einem der ölige Dreck ins Gesicht rieselt. Nostalgie löst sich da schnell in Luft auf. Und die Preise für gutes Material sind inzwischen so hoch, dass sowas eh nicht drin ist. Hab ja auch genug Projekte…

Überhaupt bekomme ich in diesen Tagen eher abschreckendes Bildmaterial. Ago muss einer seiner ‚Lieblingsbeschäftigungen‘ nachgehen, und neue Laufbüchsen in einen Triple-Motor einbauen. Dazu müssen aber erst mal die alten raus. „Drecksjob“ ist sein Kommentar.

Und auch das Getriebe einer der aus Afrika reimportierten Maschinen gibt keinen Anlass zur Freude.

Alois hat für seinen Norton-Eintopf einen Motor ergattert, den er als Ersatz-Aggregat aufbauen möchte. Beim Zerlegen kommt reichlich Schrott zum Vorschein: Eine geschweißte Kurbelwelle, ein falsches, ausgeglühtes Pleuel, ein Kolben mit Fressspuren usw. Er signalisiert, dass man ihn besser nicht nach seiner Laune fragt.



Stefan baut gerade ein DDR-Mopped neu auf. Da hat jemand angefangen, und dann wohl den Drive und die Übersicht verloren. Nun ist der Fachmann an dem Teilepuzzle. Sieht schon gut aus, aber die Elektrik gibt mal wieder Rätsel auf.


Ich rolle endlich die Clubman auf die Hebebühne und fange an, meine Liste abzuarbeiten. Ein Satz neue Reifen, Ölwechsel, Tacho-Beleuchtung instand setzen, neue Rastengummis, neuer Kettensatz, neue Bremsscheibe usw.




Bislang musste ich an der Clubman noch nicht viel schrauben, aber jetzt war es doch Zeit, ihr etwas Zuwendung zu geben. Es war z. B. noch immer die erste Kette montiert, bemerkenswert für einen Einzylinder. Allerdings hatte das Kettenrad inzwischen spürbar Spiel, da mussten neue Ruckdämpfer rein. Zu meiner Überraschung waren Kettenrad und Ritzel aber noch völlig in Ordnung, so dass ich nur die neue Kette montieren musste.





Das gereinigte Kettenrad wurde wieder montiert, die Kette mit dem Nietschloss versehen. Letzteres war etwas fummelig, denn man muss den Niet genau in der Mitte treffen, und könnte dafür mehr als zwei Hände gebrauchen. Die Muttern für das Kettenrad sind selbstsichern. Wenn diese Sicherung aus einem Kunststoffring besteht, sollten stets neue Muttern verwendet werden. Aber hier kann die etwas aufwendigere Mutter mit Blechsicherung zum Einsatz. Da kann man die kleinen Bleche mit einem Durchschlag und sanften Hammerschlägen so biegen, dass sie wieder spannen und klemmen, wenn sie aufgeschraubt werden.


Das Rad hat inzwischen einen neuen Reifen bekommen und kann komplettiert und wieder eingebaut werden. Die Trommelbremse ist gereinigt, die kleine Achse, die die Bremsbacken spreizt, wurde hauchdünn mit Kupferpaste geschmiert.



Und dann war da noch das Sekundärluftsystem. Im Gegensatz zur Honda XBR 500, die über einen fast baugleichen Motor verfügt, hat die Clubman ein SLS. Grund sollen die damals kurzfristig verschärften Abgasgrenzwerte in Kalifornien sein, denn die Clubman wurde für den US-Markt gebaut. Auch spätere Dominator-650-Modelle haben dieses System.


Über ein mit dem Vergaser, der Luftfilterbox und den Auslasskanälen verbundenes Unterdruck-Membran-System soll im Fahrbetrieb Luft für eine Nachverbrennung im Abgassystem zugeführt werden, um so die Emissionsgrenzwerte einzuhalten.

Leider führt das beim Gaswegnehmen nach zügiger Fahrt oft zu explosionsartiger Verbrennung im Auspuffsystem, was zufällig anwesende Fußgänger immer wieder vor Schreck springen lässt und auf kurz oder lang die Prallbleche schädigt. Und der Auspufftopf (oder eine Alternative) ist nicht für Geld und gute Worte zu bekommen. Dominator-Fahrer berichten gar von herausfallenden Ventilsitzen. Handlungsbedarf also! Da die Clubman bei der Abgasmessung viermal so hohe Abgaswerte hätte haben dürfen, als sie hatte, sollte eine ersatzlose Demontage kein Problem sein. Da es den Umbaukit nicht mehr gibt, habe ich ihn kurzerhand selbst angefertigt. Die beiden Alu-Verschluss-Plättchen entstanden aus einem Stück 5-mm-Alu, für den Unterdruck-Schlauch zum Vergaser genügte eine passende Schraube mit Linsenkopf und eine Klemmschelle.



Die erste Testfahrt durch’s Bergische Land habe ich mit Gerd schon unternommen. Allerdings hat die Clubman auch da gelegentlich – leiser und sehr viel seltener – geknallt. Angeblich stellt das eine geringfügig fettere Vergasereinstellung ab. Wir werden sehen…

