Im Juli am Nürburgring beim Kölner Kurs war mir eine 500er Weslake aufgefallen, Motoren aus diesem Hause bekommt man nicht so oft zu sehen. Und besonders beeindruckend war die hohe Zahl an Abnahme-Aufklebern des Manx Grand Prix. Einige Zeit später drehte ich noch eine kleine Runde mit der Clubman und legte eine Kaffeepause an der Alten Schule ein. Der Parkplatz war wie meist recht voll und ausschließlich mit aktuellen Motorrädern belegt. Einzige Ausnahme war eine Zweizylinder-BSA. Und was mir besonders gefiel: Sie war nicht hochglanzpoliert und zeigte deutliche Spuren einer Regenfahrt.

Irgendwann kam jemand an meinem Tisch vorbei, wir sahen uns kurz an und meinten beide, uns irgendwoher zu kennen. Das Rätseln dauerte nicht lange, als ich ihn fragte, ob er in der DHM mitfährt. Wir kannten uns aus dem Fahrerlager, und es stellte sich heraus, dass er der Fahrer der 500er Weslake ist. Stoff für ein längeres angeregtes Gespräch.

Bei den Hockenheim Classics trafen wir uns wieder, und ich hatte Gelegenheit ein paar Fotos zu schießen. Im Oktober besuche ich ihn mal.
Kurz danach stand ich vor einem Problem. Es sollte schon ein persönliches, etwas ungewöhnlicheres Geschenk sein, wenn ein guter Freund 70 wird. Nur fiel mir nichts ein. Dann erinnerte ich mich, dass Piet seine Master-Arbeit sehr ansprechend gebunden bekommen hatte. Und da ich mit dem Geburtstagskandidaten endlose gemeinsame Motorrad-Kilometer abgespult habe, dachte ich an eine Print-Version dieser Website, edel gebunden und geprägt. Ich ließ mir von Piet die Adresse des Anbieters geben und fuhr nach St. Augustin an die Uni. Nach einigem Suchen fand ich den Laden und erklärte, was ich brauche. Die Ausdrucke hatte ich dabei. Der Inhaber blätterte kurz und meinte bei einem der Fotos: „Oh, das ist ja eine schöne FOUR.“ Und ich fragte ihn, warum jemand aus seiner Branche das erkennt. Es stellte sich heraus, dass er ebenfalls einige alte Motorräder in der Garage stehen hat, und nur 10 km von mir entfernt wohnt. Schon kurz darauf trafen wir uns bei mir. Ich hoffe wir schaffen im Herbst noch eine gemeinsame Ausfahrt.

Als ich mit Torsten (von uns immer Ago genannt) bei den Hockenheim-Classics durch die Boxen lief, um die Maschinen des Sonderlaufs anzusehen, blieben wir zwangsläufig an einer ganz bestimmten originalen Werks-Renn-MV-Agusta hängen. Es war die MV, auf der Giacomo Agostini (genannt Ago) gegen die Zweitakt-Übermacht 1976 auf dem Nürburgring ein letztes Mal einen Grand-Prix-Sieg mit einem Viertakter, und den letzten Sieg für MV holte. Daneben stand die MV-Sechszylinder und eine weitere Werks-MV. Und bald kamen wir mit dem Besitzer ins Gespräch. Die Sieger-Maschine hatte er Rob Iannuchi abgekauft, und aufwendig restauriert, wie alle MV-Werksrenner seiner Sammlung. Und sein Sohn ließ sie dann im Sonderlauf entsprechend brüllen.

Eine wirklich schöne und anrührende Begegnung hatte kurz danach. Ago zupfte plötzlich an meinem Ärmel und meinte: „Da drüben ist ein Verkaufsstand für Dich.“ Und tatsächlich lagen da mehrere Meter Verkaufstisch mit allerlei CB72 und CB77-Teilen voll. Gebrauchtes, piekfein aufbereitetes und neues Material, bis hin zu Racing-Nockenwellen. Und ganz hinten links lag ein alter Tank mit einer Lackierung die nicht serienmäßig, aber mir bestens bekannt war. Das Motorrad dazu steht nämlich in meiner Garage bei den Projekten.

Schnell kam ich mit dem Händler und absoluten CB72-Kenner Josef Balazs ins Gespräch, und fragte nach der Herkunft des Tanks. Und so ergab es sich, dass ich meine CB72, die ich in Schotten eingesetzt habe, und den aktuellen Artikel dazu (MOTORRAD Classic, Heft 10 2025) erwähnte. Damit löste ich große Freude bei ihm aus. Er kannte das Motorrad nämlich aus seiner aktiven Renn-Zeit und konnte mir den Namen des damaligen Besitzers sagen. Und er hatte gehofft, den Autor des Artikels vielleicht zu treffen. Im nun folgenden, sehr begeisterten und herzlichen Gespräch brachte der fast 80-Jährige immer wieder seine große Freude über unser Zusammentreffen zum Ausdruck.

Insbesondere die Begegnung mit Josef hallte auf der Heimfahrt in mir nach. Ich habe ihm versprochen, mich bald mal zu melden…