Motorrad

Schon wieder vorbei

Kürzlich habe ich im Radio einen interessanten Bericht darüber gehört, wie die Forschung erklärt, dass man mit zunehmendem Alter den Eindruck hat, die Uhren würden immer schneller ticken. Die Erklärung hat mir durchaus eingeleuchtet, ändert aber leider nichts an dem Erleben. Und so ist es auch mit dieser Motorradsaison: Sie ist schon wieder vorbei, obwohl sie – gefühlt – gerade erst angefangen hatte.

Armin

Dabei spielt sicher eine Rolle, dass dieses Jahr viel Veränderung insbesondere in der Familie mit sich brachte. Und es war kein so trockener, heißer Sommer, wie in den Jahren zuvor. Weniger sonnige Tage zum Fahren. Aber eine Wohltat für die Natur und meinen Garten, im Moment weiß ich nicht wohin mit den vielen Äpfeln.

Gerade war es noch Hochsommer… (Foto Gerd L.)
… und schon beschert einem die Natur die Herbsternte: Kirschen, Pfirsiche, Trauben, Äpfel in solchen Mengen, dass ich sie kaum bewältige.

Gemeinsame Touren mit Piet gab es dieses Jahr deutlich weniger. Job und paralleles Master-Studium fordern ihn zunehmend. Eine der längsten Touren führten uns durch das Rhein- und Wiedtal. Letzteres beschert uns eine sehr schöne Landschaft durch die sich die Landstraße in zahllosen Kurven schlängelt. Der eher schlechte Straßenzustand fordert die alten HONDA-Fahrwerke, zumal Piet einen Freund auf dem Sozius-Sitz hat. Und er erinnert mich an meine ersten Jahre auf süddeutschen kleinen Landstraßen, die in ähnlich schlechtem Zustand, aber gerade dadurch eine gute Schule waren.

Beim üblichen Schluss-Stopp an der Alten Schule…
…stößt diese seltene Nimbus auf unser Interesse.
Aber auch diese wirklich schöne Kawasaki Z 900 erfreut das Auge.

Wie vielfältig die Motorrad-Classic-Szene ist, und wieviel Möglichkeiten es gibt Veranstaltungen zu besuchen, zeigen auch die Fotos, die mir Hobby-Kollegen und Freunde so im Laufe einer Saison zusenden. Alois besucht wie schon in den Vorjahren das größte europäische Gespann-Treffen in Belgien. Ganz ehrlich: Für so ein Guzzi-Gespann könnte ich mich durchaus erwärmen. Leider fehlen mir Platz und finanzielle Mittel dafür.

Kann sein ich täusche mich, aber… (Foto Alois B.)
…Alois scheint eine Vorliebe für Guzzi-Gespanne zu haben. (Foto Alois B.)

Peter reduziert seine Sammlung inzwischen etwas. Ein ganzer Stall voll Klassiker will gepflegt und unterhalten sein. Instandhaltung, regelmäßige Bewegung zur Vermeidung von Standschäden, TÜV usw. können in Arbeit ausarten. Also muss seine wirklich schöne Triumph Tiger T140 gehen. Ob sie bei dem Käufer, einem Sammler aus der Schweiz, artgerechte Haltung erfährt?

Adieu. Ach, es gibt so viele schöne, interessante alte Motorräder

Er lässt mir mit Blick auf mein z. Zt. stockendes Rob-North-Projekt ein Foto zukommen, das den Kommentar „die Latte hängt hoch“ trägt. Zugegeben, die Rob-North-Trident mit Straßenzulassung ist wunderschön aufgebaut. Aber hätte ich so etwas haben wollen, hätte ich es im vergangenen Jahr für relativ kleines Geld von einem DHM-Kollegen kaufen können. Mir geht es aber um ein rennfähiges Exemplar, da werden dann andere Parameter als Scheinwerfer, Blinker, eine ausgefallene Lackierung und eine traumhaft schöne Doppel-Duplex relevant.

Sehr schön. Aber nicht rennstreckentauglich. (Foto Peter S.)

Jörg meldet sich aus Assen, wo er sich mit seiner NSU-Clique an einem Präsentationslauf beteiligt. Mir scheint, da ist eine rührige Fangemeinde am Werk.

Beeindruckende Armada. (Foto Jörg L.)

Aber besonders interessant finde ich natürlich die Fotos von zwei Paton HONDAs, kurz Patonda genannt. Mir war nicht bekannt, dass Paton auch HONDAs für den Renneinsatz aufbereitet hat. Überhaupt ist die Paton-Geschichte hochinteressant.

Original oder Replica? Soweit ich das recherchieren konnte, könnte dies die John-Clarijs-Replica sein, wofür auch der Schriftzug auf der Verkleidung spricht. (Foto: Jörg L.)
Modifizierte Zylinderkopf-Ölversorgung. (Foto: Jörg L.)
Die Schwinge stammt nicht von HONDA. Der Rahmen könnte ebenfalls ein Fremdfabrikat sein. Spannend. (Foto: Jörg L.)
Und immer wieder befeuert das Thema Trockenkupplung meine Überlegungen. (Foto: Jörg L.)

Kaum wird das Wetter herbstlich, schlage ich mich mit der ersten Erkältung herum. Als ich sie halbwegs im Griff habe, gibt es einen sonnigen Oktobertag, und Alois hat denselben Gedanken wie ich: Ausnutzen. Wir drehen eine kleine Runde durch die Umgebung und trinken den obligatorischen Kaffee an der Alten Schule. Nun kennen wir uns bald auch schon über 20 Jahre. Ich erinnere mich an eine unserer ersten gemeinsamen Ausfahrten im Jahr 2003 zu einem Rickman-Treffen im Sauerland.

Rickman-Kawasaki…
…Rickman-HONDA.
Aber auch ein paar ganz normale britische Klassiker waren da.

Wir sind nach unserer Kaffee-Pause gerade im Aufbruch, als eine BMW neben mir hält. Dank Helm und verspiegelter Sonnenbrille dauert es einen Moment, bis ich Rolf erkenne. Bevor ich die Honda zurück in die heimische Garage fahre, trinke ich noch etwas mit ihm. Aber bald schon wird es kühl, der Wirt macht den Laden dicht. Nur ein paar wenige Besucher sitzen noch an den Tischen.

Rolf und seine GS.
Die Abendsonne täuscht, es ist kühl und der Treff leert sich schnell.

Im Moment ist es unangenehm nasskalt draußen. Aber vielleicht beschert uns der Oktober noch ein paar sonnige Tage, die Zeit für längere Touren ist jedoch wohl vorbei. Unser nächstes Alteisen-Senioren-Kradisten-Frühstück und die Veterama stehen an. Und ich bin zuversichtlich, dass ich diesen Winter Fortschritte mit meinen Projekten mache.