Motorrad

Kein goldener Oktober.

Das eh schon regenreiche Jahr erfüllte auch nicht die Hoffnung auf einen goldenen Oktober. Dennoch hatten Alois und ich bei unserem alljährlichen Veterama-Besuch Glück und erwischten einen der wenigen schönen Tage.

Armin

Es war das 50. Jubiläum der Veterama, und auch hier fand ein Generationenwechsel statt, der Macher steigt aus und übergibt an die nächste Generation. Und wie ich erwartet hatte, fand sich auch dieses Jahr kaum noch Material für meinen kleinen Fuhrpark. Auch die Preisvorstellungen vieler Anbieter kompletter, aber doch restaurierungsbedürftiger Fahrzeuge halte ich für wenig marktgerecht. Aber was soll's, meine Garage ist eh voll.

Die einzige Trident im Angebot kam aus Spanien.

Interessant ist immer wieder, welch große Entfernungen manche Hobby-Kollegen zurück legen, um zur Veterama zu reisen. Dieses Jahr war auffällig viel Spanisch zu hören. Aber auch Italiener, Franzosen Schweizer und vor allem Osteuropäer waren stark vertreten.

Eigentlich stehe ich überhaupt nicht auf amerikanische Marken, aber diese Steilwand-Indian war für mich die Schönheit des Tages.
Immer wieder spannend: alte Renntechnik…
…wie diese Exponate aus einem italienischen Museum.

Aber auch wenn man nicht fündig wird, ist das Stöbern, schauen, und das Treffen von Bekannten immer wieder einen Veterama-Besuch wert. Diese nette Atmosphäre erlebt man nun mal auf ebay nicht.

Typisch Veterama: zwischen Rost und Schrott verstecken sich immer wieder kleine Juwelen.

Das Wetter im Oktober vereitelte jede längere Ausfahrt durch buntes Herbstlaub. Anfang November dann gab es plötzlich doch ein paar schöne Tage. Kurzentschlossen verabreden Gerd, Peter und ich noch eine kleine Ausfahrt.

Peter rückt zu der Ausfahrt tatsächlich mit seinem neuesten Motorrad an. Zugegeben: Diese Ducati hebt sich von den meisten aktuellen Motorrädern durch ein weitgehend gelungenes Design wohltuend ab. (Ja, ich weiß, Schönheit liegt im Auge des Betrachters.) Allerdings erinnern mich die Spiegel immer an ein Insekt.

Zunächst geht es über vertraute kleine Straßen rüber ins Sieg-Tal nach Eitorf, wo Peter ein gutes Kaffee kennt.

Gestärkt geht es weiter.

Nach einer Pause mit entsprechender Kuchen-Stärkung geht es weiter Richtung Rheintal. Die Strecke nach Linz fahre ich sehr gerne, leider war sie an dem Tag gesperrt, und wir mussten eine Umleitung nehmen. Mein anfänglicher Frust legte sich schnell, da auch die Umleitung uns auf eine ausgesprochen schöne Motorrad-Strecke durch die Landschaft führt. In Linz fahren wir direkt zum Fähranleger und setzen uns in die die Sonne.

Der Rhein führt gut Wasser, aber es ist auffällig wenig Schiffsverkehr.

Wie so oft werden wir von einem Passanten interessiert auf unsere Motorräder angesprochen. Nach einigen Minuten in der Sonne grinst Peter plötzlich und sagt: "Mittwochnachmittag." Gerd und ich wissen sofort was er meint. Wir genießen es alle drei, als Rentner endlich aus der tagtäglichen Arbeits-Mühle raus zu sein. Ehrlich gesagt denke ich, dass Rentner denen langweilig ist, etwas falsch gemacht haben. Wahrscheinlich ihr Leben lang…

So lässt sich das Rentner-Dasein durchaus aushalten.
Senioren-Rocker on tour.

Gemächlich fahren wir das Rheintal hinunter und nehmen in Königswinter die Straße Richtung Siebengebirge. Gut ausgebaut windet sie sich in Serpentinen den Berg hinauf. Ich denke daran, wie oft ich während des Studiums auf dem Heimweg von Süddeutschland in der Abenddämmerung diese Straße die 400er hab ordentlich hinauf laufen lassen. Damals gab es hier deutlich weniger Verkehr und noch keine Geschwindigkeitsbegrenzung, und Köln-Nippes war nicht mehr weit. Oben auf der Höhe stehen wir diesmal prompt im Baustellen-Ampel-Stau. Das setzt sich so fort, deshalb nehmen wir irgendwann die Autobahn bis Rösrath, wo Gerd sich verabschiedet. Ich begleite Peter noch ein Stück, und er spielt auf der ihm vertrauten Strecke die Mehrleistung und das Drehmoment der Duc aus. Trotzdem kann ich auf der kleinen FOUR ganz gut folgen, und wahre die gebotene Vorsicht. Das ist auch gut so, denn als vor mir ein PKW in ein Wohngebiet einbiegt, zieht eine SUV-Lenkerin genau in dem Moment in dem ich an dem abbiegenden PKW links vorbei ziehen will, aus dieser Straße raus. Nicht dass sie mich nicht gesehen hätte. Diese Situation ist ein Unfall-Klassiker, und wieder mal retten mich die Erfahrung und die nachgerüstete zweite Bremsscheibe an der FOUR.

Nur noch ein paar hundert Meter bis zur Garage.

Da auch am anderen Tag noch bestes Wetter ist, drehe ich mit der Clubman noch eine kleine Runde. Diesmal geht es wieder rüber ins Siegtal. Als ich auf eine Kurve in ein Waldstück hinein zufahre, mach ich das Gas zu und lasse sie mit der guten Motorbremse des Single das Tempo reduzieren. Außerdem lass ich die Finger von der bissigen Vorderradbremse. Und richtig, im Schatten der in der tiefstehenden Herbstsonne mit ihrem Herbstlaub golden leuchtenden Bäume ist die Fahrbahn nass und durch Herbstlaub rutschig. Auch das ist ein Sturzklassiker, aber 15 durchfahrene Winter haben mich geschult. Wär sonst ja auch ein blöder Saison-Abschluß...

Doch noch goldener Oktober, nur eben im November.