Rennstrecke

100 Jahre Schottenring

Ein rundes Jubiläum wurde in diesem Sommer in der Rennstadt Schotten im Vogelsberg gefeiert. Das erste Rennen Rund um Schotten fand am 12. September 1925 statt, der Schottenring Grand Prix als Classic-Rennen fand zum 35. Mal statt. Leider mit bitterem Beigeschmack, denn es ist gut möglich, dass es auch die letzte Veranstaltung dieser Art war. Aufwand und Kosten wachsen und drohen die Möglichkeiten des örtlichen Motorsport-Vereins zu sprengen.

Armin

Kurz dachte ich mir, dass das eigentlich Anlass genug wäre, mal als Doppelstarter mit beiden Hondas meine Runden zu drehen. Aber Aufwand und Kosten brachten mich schnell davon ab. Obwohl ich eigentlich zu groß und zu schwer für die CB72 bin, war klar: Das ist das Motorrad für Schotten. Und da auch die Bremse nun vorbildlich funktionierte, sollten ein paar schnelle Runden drin sein.

In Schotten war man schon immer gut beraten, früh anzureisen um einen brauchbaren Platz im Fahrerlager zu ergattern.
Am Freitag herrschte noch eine ziemliche Hitze. Aber an den beiden Veranstaltungstagen war im Gegensatz zu den letzten Jahren optimales Wetter.

Schon am Donnerstag fuhr ich zu Ago, der nur wenige Kilometer entfernt von Schotten seine Werkstatt betreibt, um bei ihm zu übernachten. So konnte ich schon früh am Freitagmorgen einen guten Standort im Fahrerleger einnehmen. Papierabnahme und Technische Abnahme waren dann am frühen Nachmittag schnell erledigt. Ago hatte sich freundlicher Weise angeboten, ggf. wieder den ‚Technischen Dienst‘ zu übernehmen, was aber diesmal nicht notwendig war.

Eine nette Tradition in Schotten ist inzwischen die Fahrzeug- und Fahrervorstellung am Clubheim. Wer Lust hat startet seinen Renner und fährt im Zuckeltrab im großen Pulk mit, einmal um die Strecke bis vor das Clubheim. Dort werden einige Fahrer, Maschinen und besondere Gäste der Öffentlichkeit und den Medien vorgestellt. Und für die Teilnehmer ist es eine nette Gelegenheit, sich mal wieder zu sehen und auszutauschen.

Abendliche Vorstellungsrunde…
…locker moderiert.
Da grinsen auch die drei von der Tankstelle. Oder kommt das vom Bier?

Der besondere Reiz in Schotten ist sicher die maximale Nähe der Zuschauer zur Strecke. Für Fahrer bedeutet das allerdings erhöhtes Risiko, überall ist ‚Mobiliar‘: Leitplanken, Laternenmasten, Gartenmauern, Bordsteinkanten. Und auch Strohballen können verdammt hart sein. Außerdem ist die Streckenbreite an einigen Stellen recht gering. Da ist für CB72-Fahrer besondere Konzentration notwendig, wenn sie am Kurveneingang rechts und links gleichzeitig von zwei Norton Manx mit deutlich mehr Hubraum und Leistung überholt werden.

Aber auch die außergewöhnlich große Bandbreite der Klassen ist sehenswert. Von über hundertjährigen Motorrädern bis hin zu aktuellen Renngespannen war wieder alles in Aktion zu sehen.

Dazwischen liegen viele Jahrzehnte.
Antiker Motorenbau.
Wer wohl mehr überfordert wäre? Ein Fahrer von damals mit dem heutigen Touch-Screen, oder ein Digital Native mit all den Hebeleien? Vermutlich beide.
In der Antikklasse ist dann auch zeitgenössische Sicherheitsbekleidung zugelassen. Ein Fahrer mit Carbon-Helm und Protektoren-Kombi würde auf dieser Triumph auch ziemlich fehl am Platz wirken, oder?
Stefan mit seiner Schütthoff war glücklich, als wir seinem Bremszug wieder einen Nippel auflöten konnten.

Die CB72 mit ihren 350 ccm lief wie am Schnürchen. Allerdings hatte ich mal wieder das kleinste und schwächste Motorrad im Feld, und meine Größe und Gewicht sind ein zusätzliches Handicap. Zudem war es erst das zweite Mal auf diesem Motorrad, da setzen einem die schnellen 350er Aermacchis, 500er Norton Manx, 500er BSA Gold Star, deutlich jüngere 500er Yamaha SR ordentlich zu. Aber immerhin hab ich mich bis zum zweiten Wertungslauf auf den kleinen Honda-Twin eingegroovt und bin auf eine ganz passable 5. Position gefahren, kein Grund zur Klage also.

Auch diese Morini hinter mir hat mehr Dampf. Trotzdem konnte ich auf der Start-Ziel-Geraden dranbleiben. (Foto: Kiara Lena Jäscke)
Dank ihrem relativ geringen Gewicht und dem straffen Fahrwerk lässt sich die Kleine herrlich um die Kurven treiben.
Die zweite CB77 wurde von einem Spezialisten für diese Modelle bewegt.
MV Agusta hat auch Motorräder mit kleinem Hubraum gebaut.
Schnelle Ladepumpen-DKW sieht man auch sehr selten.
NSU, einst der größte Motorradhersteller der Welt.
Noch so eine Legende: BSA Goldstar.
Diese bildschöne Sarolea fährt schon seit vielen Jahren in der DHM mit.
Und diese Triumph kommt aus Nürnberg und wurde wegen ihres auffällig verrippten Zylinders auch Stachelschwein genannt.
Aermacchi brachte Erfahrung aus dem Flugzeugbau mit und lief später als Harley Davidson.
Gegen die Norton Manx war 15 Jahre auf den Rennstrecken der Welt kein Kraut gewachsen.
In den Siebzigern wurde es ganz wild: Für Daytona gebauter 2-Takt-3-Zylinder, Spitze 300 Sachen. Der elend lange erste Gang des Ex-Walter-Villa-Renners war für den Fahrer auf dem verwinkelten Kurs in Schotten ein echtes Problem.
Und immer wieder sieht man interessante Eigenbauteile: Hier eine Trockenkupplung an einer HONDA CB 500 FOUR, die den Abrieb im Öl reduziert.

Aber mein persönliches Highlight an diesem Wochenende war etwas anderes. Piet hat sich kurz entschlossen auf seine HONDA gesetzt und die Landstraße unter die Räder genommen, um mich im Fahrerlager zu besuchen.