Die Digitalisierung hat unbestritten ganz erhebliche Vorteile für uns gebracht. Manches rare Kunststoffteil für unsere Oldies kann heute in erstaunlich guter Qualität und Detailtreue im 3-D-Drucker bezahlbar hergestellt werden, CNC-gesteuerte Fertigung macht die hochpräzise Herstellung von Repro-Teilen in Kleinserie möglich, und im Internet findet man mit entsprechender Ausdauer bei der Suche doch immer wieder das seltene, lang gesuchte Teil. Insgesamt bin ich jedenfalls dabei erfolgreicher als bei meinen Besuchen der Veterama.

Dennoch möchte ich die Oldtimer-Markt-Besuche nicht missen. Es herrscht einfach eine besondere Atmosphäre auf so einem Markt, man ist mit Hunderten oder Tausenden Gleichgesinnten unterwegs, und das Stöbern auf den Tischen und in den Kisten darunter macht Spaß. Immer wieder taucht dann doch ein interessantes Teil auf und füllt den Rucksack. Zudem sieht man, was alles an Anbietern, Techniken, Entwicklungen im Thema da ist. Für mich und meinen Norton-Freund Alois ist es seit Jahren ein festes Ritual, am Veterama-Samstag um sechs Uhr im Auto zu sitzen und in Richtung Mannheim oder Hockenheim unterwegs zu sein.
Überhaupt sind die Kontakte, die man knüpft, sehr wertvoll. An erster Stelle natürlich, weil sich daraus oft mehr als nur ein weiterer Sozialkontakt mit einem Hobby-Kollegen entwickelt. Aber auch das gegenseitige Vermitteln von Anlaufstellen für bestimmte Probleme (Anfertigung von Dreh- und Frästeilen, Verchromen, Strahlen, Lackieren von Teilen und so weiter) möglichst in der Region gehört dazu.


Einer dieser Kontakte befindet sich nicht weit entfernt von mir. Zwar bewegen wir uns in sehr unterschiedlichen Fahrzeugkategorien, Stefan schraubt hauptsächlich an Fünfzig-Kubikzentimeter-Töffs der Marke Hercules, oder an Zwölfzylindern der Marke Jaguar, ich überwiegend an Hondas der sechziger und siebziger Jahre. Strahlkabine, Schweißgerät und Drehbank ist das aber egal, und metrische Schrauben passen in alles außer den Jaguar, der braucht zöllige. Die finden sich dafür in meiner Triumph Trident wieder. Und nichts ist ja blöder, als wenn einem am Sonntagvormittag die entscheidende letzte Schraube fehlt. Schön, wenn dann ganz in der Nähe jemand weiterhelfen kann.


Man kann sich zwar einiges aneignen, aber manche Dinge scheitern dann doch an fehlendem Wissen und Können, und oft genug auch an fehlendem Equipment. So konnte ich zwar nach dem Einschlag eines anderen Fahrers in das Heck meines Yoshimura-Honda-Renners die Drehteile für die Reparatur meiner ultraseltenen Bimota-Schwinge selbst anfertigen, aber die verbogene Schwinge richten und die gerissenen Schweißnähte so filigran und haltbar nachzuschweißen, wie es damals bei Bimota erledigt wurde, dass sie dann auch den Belastungen im Rennbetrieb zuverlässig standhält, traute ich mir doch nicht zu.

Schon beim Aufbau meiner Triumph Trident (siehe OLDTIMER PRAXIS 8/1998, „Nimm drei“), mit dem ich im Sommer 1995 begonnen hab, hat mir die Mitgliedschaft in entsprechenden Engländer-Klubs nicht die erhoffte Unterstützung gebracht. Die kam letztendlich von einem Spezialisten in Hessen. Und aus dem Dienstleister-Kunden-Verhältnis ist über die Jahre eine gute Freundschaft geworden. Dagegen war die Mitgliedschaft im Honda CB 750 Four Club immer wieder hilfreich und nützlich. Und immer wenn ich wie gewohnt in Sachen Elektrik an meine Grenzen stoße – wie zum Beispiel beim Eigenbau eines Kabelbaums für die Yoshimura-Honda – hilft mir der Norton-Freund weiter.

Mofas sind nicht mein Ding. Mit fünfzehn – durch intensive sportliche Betätigung noch voll im Training und mit entsprechender Kondition ausgestattet – habe ich die Mofa-fahrenden Freunde und Mitschüler nicht nur bergab mit meinem Neckermann-Vier-Gang-Rennrad abgezogen. (Heute unvorstellbar.) Billig und primitiv gebaut sind die Dinger, und sie kommen nicht aus dem Quark. 25 KM/H und Pedale – das sagt doch schon alles. Trotzdem werde ich in den nächsten Tagen für den Hercules-Schrauber sehr gerne nochmals ein Kupplungsteil auf der Drehbank entsprechend seinen Wünschen bearbeiten. Man hilft sich eben gegenseitig weiter. Die Liste der Dinge, die ohne entsprechende Unterstützung nicht möglich gewesen wären und manches Projekt somit zum Scheitern gebracht hätte, ist lang. Aber wenn man sich gegenseitig weiter hilft, kommt man sehr viel weiter, das ist eine Lehre aus diesem Hobby, die nicht nur für’s Schrauben gilt.


