Motorrad

Reisen auf zwei Rädern: Schwarzwald

Der Paris-Trip hatte es deutlich gemacht: Eine 125er ist für größere Reisen mit Campinggepäck und zwei Personen suboptimal. 12 PS sind einfach ein wenig knapp bemessen.

Armin

Im Mai 1978 wurde die 125er durch eine nagelneue Honda CB 400 Four abgelöst, die Geschichte ist an anderer Stelle auf dieser Website nachzulesen. Da nach diesem Kauf bei mir völlige Ebbe in der Kasse herrschte, war an einen größeren Urlaubstrip nicht zu denken. Aber ein Sommer-Wochenende im Schwarzwald mit ein paar Motorrad-Kumpels sollte doch drin sein. Noch waren wir alle Schüler, das Abi stand für 1979 auf dem Plan. Große Sprünge konnte also keiner von uns machen.

Außer meiner Honda CB 400 Four fanden sich eine Yamaha XS 360, eine Honda CB 200 Disc, eine Honda CB 125 T und eine Suzuki GT 185 ein. Auf Zelt und sonstige schwere Utensilien verzichteten wir, wir wollten möglichst in irgendwelchen Scheunen im Heu unterkommen, im Schwarzwald gab es ja genug davon, und so sollten ein Schlafsack und ein paar Wechselklamotten genügen.

Die selbst gebauten Koffer der 125er hatten es nach dem Paris-Trip hinter sich. Aber der Ferienjob bei AEG in Waiblingen machte es möglich, für einen Zehner (damals Deutsche Mark) pro Stück zwei Bohrmaschinen-Kunststoffkoffer im Belegschaftsverkauf zu ergattern. Mit entsprechend montierten Haken konnte ich sie an den Gepäckträger hängen und mit einem Spanngurt sicher festzurren. Die Dinger sind robust und tatsächlich bis heute im Einsatz.

Bald zeigte sich, dass sich die Fahrstile der Beteiligten doch erheblich unterschieden. Motorradwandern mit entspanntem Blick in die Landschaft und Kurvenhatz mit kratzenden Rasten korrespondieren nur mäßig miteinander, das habe ich auf dieser Tour gelernt. Das Temperament der Fahrer sollte miteinander harmonieren, dann treten Leistungsunterschiede der Fahrzeuge auch ein wenig in den Hintergrund. Und ich habe festgestellt, dass mir das Fahren in größeren Gruppen nicht wirklich Spaß macht. Unter anderem wegen dieser Erfahrung meide ich die üblichen Gruppenausfahrten bei Clubtreffen eher.

Aus der Übernachtung im Heu wurde nichts, der angesprochene Landwirt winkte ab, da vier von uns fünf Raucher waren. Er bot uns seinen Traktor-Schuppen und den Keller im halb fertigen Neubau an. Letzterer hatte aber einen Haken: Die bäuerliche Schnapsbrennerei war bereits eingerichtet, und der Alkoholdunst waberte nur so durch die Räume. Das sorgte für einen Schlaf nahe der Bewusstlosigkeit …

Tags darauf ging es weiter, doch bald schon hatte die Suzuki immer wieder Zündaussetzer. Zunächst war unklar, warum, aber das Problem nahm zu. Als wir dann auf dem Rückweg Freudenstadt erreichten, war zunächst an eine Weiterfahrt nicht zu denken. Ob die Lichtmaschine keinen Strom mehr an die Batterie lieferte oder nur der Regler streikte, konnten wir nicht feststellen. Wir fanden nach einigen Minuten der Ratlosigkeit aber eine Lösung. Die Batterien der Suzuki und meiner Honda waren nahezu gleich groß. Mit etwas Gefummel konnten wir sie jeweils in der anderen Maschine unterbringen.

So hatte die Suzuki Honda-Zündfunken, währen meine Honda die leere Suzuki-Batterie wieder lud. Zwei oder drei Mal tauschten wir auf der Heimfahrt die Batterien wieder. Als die Abenddämmerung hereinbrach, nahmen wir die Suzuki in die Mitte, zwei fuhren vor ihr, zwei hinter ihr. So konnte sie nur mit Standlicht fahrend die Batterie schonen und auch noch die letzten Kilometer bewältigen. Wieder mal hatten wir auftretende Probleme bewältigt und trotz einiger Unterschiede auch Spaß gehabt.